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Bei den Zeichnungen, die das Gerhard Richter Archiv ab Juni im Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden präsentiert, handelt es sich um Selbstbildnisse, die Gerhard Richter auf die Rückseite eines gedruckten fotografischen Portraits aus den 1960er-Jahren durchgezeichnet hat.
Seine insgesamt fast zweihundert zwischen dem 3. September und dem 12. Dezember 1993 entstandenen Variationen folgen diesem Vorbild allerdings nur sehr frei. So existieren Fassungen, bei denen er den Kopf skizzenhaft mit wenigen Umrisslinien angelegt hat, während andere das Motiv kubistisch verfremden. In zahlreichen Selbstbildnissen präsentiert sich Richter mit Brille oder Hut. Die Zeichnungen zeigen auf diese Weise sehr viel mehr das aktuelle Bildnis des Künstlers aus dem Entstehungsjahr der Arbeiten als weniger den jungen Gerhard Richter der 1960er-Jahre, der auf der fotografischen Vorlage zu sehen ist
Die 94 Bleistiftzeichnungen bilden eine offene Reihe von Variationen, deren Anspruch nicht die allmähliche Annäherung an ein perfektioniertes Endergebnis, sondern die serielle Erprobung unterschiedlicher, aber gleichwertiger Möglichkeiten der Darstellung innerhalb begrenzter Vorgaben ist.